In den letzten Jahren sind immer mehr Mobilfunkantennen auf Flachdächern von Büro- und Wohnhäusern installiert worden. Diese Antennen sollen dafür sorgen, dass wir überall eine gute Netzabdeckung haben, sei es für Mobilfunkgespräche oder schnelles Internet. Doch was viele nicht wissen: Bei der Berechnung der Strahlenbelastung, der wir ausgesetzt sind, wird eine Annahme getroffen, die in bestimmten Situationen völlig falsch sein kann – und das mit gefährlichen Folgen.

Antennen strahlen – doch wie viel?

Jede Mobilfunkantenne sendet elektromagnetische Strahlung aus. Diese Strahlung ermöglicht die Kommunikation zwischen unseren Handys und den Sendemasten. Damit diese Strahlung für uns Menschen ungefährlich bleibt, gibt es gesetzliche Grenzwerte. In der Schweiz sind diese in der NISV (Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung) festgelegt. Das klingt zunächst beruhigend, denn Grenzwerte sollen uns ja schützen.

Das Problem liegt jedoch in der Art und Weise, wie diese Grenzwerte berechnet werden. Denn die Berechnung der Strahlenbelastung basiert auf einer vereinfachten Formel, die davon ausgeht, dass die Strahlung mit zunehmendem Abstand zur Antenne abnimmt. Diese Formel ist jedoch nur dann korrekt, wenn wir uns weit genug von der Antenne entfernt befinden – also im sogenannten „Fernfeld“. Wenn wir aber zu nahe an der Antenne sind, greift diese Formel nicht mehr.

Nahfeld und Fernfeld – Was bedeutet das?

Das „Fernfeld“ einer Antenne beginnt erst nach einer bestimmten Entfernung, die man die Fraunhofer-Distanz nennt. Je nach Sendefrequenz sind das 10 bis 30 Meter. In diesem Bereich verhält sich die Strahlung gleichmäßig und lässt sich leicht berechnen. Doch im Nahfeld, also näher an der Antenne, verhält sich die Strahlung völlig anders. Sie kann unvorhersehbare Spitzenwerte erreichen, die deutlich höher sind, als es die vereinfachten Berechnungen annehmen.

Bei Mobilfunk-Antennen ist die Fraunhofer-Distanz groß. Das bedeutet, dass Menschen, die sich auf demselben Flachdach wie die Antenne aufhalten, sich in vielen Fällen im gefährlichen Nahfeld befinden. Die vereinfachten Berechnungen, die für den Schutz der Menschen herangezogen werden, gelten hier jedoch nicht. Das Problem: Die gesetzlich festgelegten Strahlengrenzwerte in der Schweiz beruhen auf diesen Fernfeld-Berechnungen – auch für Bereiche, die sich tatsächlich im Nahfeld befinden. Es wird bislang in der NIS-Verordnung nicht zwischen Nahfeld und Fernfeld unterschieden. Das muss dringend korrigiert werden.

Gefahr auf dem Dach – Warum das ein Problem ist

Das führt zu einem ernsthaften Problem, insbesondere bei Antennen auf Flachdächern.

  • Dachbegrünung: Flachdächer werden oft begrünt, um die Umwelt zu schonen und den Energieverbrauch des Gebäudes zu senken. Diese grünen Dächer dienen oft als kleine Parks oder Erholungsflächen für die Bewohner.
  • Neben thermischen Solaranlagen, die zur Erwärmung von Wasser dienen, werden Flachdächer auch häufig für Photovoltaikanlagen genutzt, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln und zur Stromerzeugung beitragen.
  • Freizeitbereiche: Manchmal werden Flachdächer für Freizeitaktivitäten wie Yoga, Fitnesskurse oder sogar kleine Sportbereiche genutzt.
  • Gemüsegärten: In städtischen Gebieten werden Flachdächer vermehrt für den Anbau von Gemüse oder Kräutern genutzt, was Teil von Urban-Farming-Projekten ist.
  • Kinderspielplätze: In einigen Wohnanlagen werden Flachdächer als geschützte Spielbereiche für Kinder umfunktioniert.
  • Wetterstationen: Flachdächer eignen sich gut für die Installation von Sensoren und Wetterstationen, um Umweltdaten zu erfassen.
  • Lagerflächen: Manchmal werden Flachdächer als zusätzliche Lagerfläche für sperrige Gegenstände genutzt, besonders bei gewerblichen Gebäuden.

Diese vielfältigen Nutzungen zeigen, wie wichtig es ist, die Sicherheit auf solchen Dächern in Bezug auf Strahlung und andere potenzielle Gefahren im Auge zu behalten.

Wenn sich eine Antenne auf einem Flachdach befindet, wird in der Regel nicht geprüft, ob die Strahlung auf dieser Fläche zu hoch ist. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass die Grenzwerte eingehalten werden – basierend auf der fehlerhaften Annahme, dass sich alle Bereiche im „sicheren“ Fernfeld befinden.

Das bedeutet, dass Menschen auf einer Dachterrasse potenziell gefährlich hohen Strahlungswerten ausgesetzt sein können, ohne dass sie es wissen. Da diese Grenzwerte nicht korrekt berechnet werden, besteht die Gefahr, dass die tatsächliche Belastung viel höher ist, als es die gesetzlichen Vorgaben zulassen würden.

Was können Sie tun?

Informieren Sie sich über Antennen auf Ihrem Dach: Wenn auf Ihrem Gebäude oder einem benachbarten Gebäude eine Mobilfunkantenne installiert wurde, fragen Sie bei den Bauämtern oder den Betreibern nach, wie die Strahlenbelastung berechnet wurde. Achten Sie darauf, dass auch die Strahlung im Nahfeld korrekt berechnet und berücksichtigt wurde.

Fordern Sie Schutzmaßnahmen ein: Wenn die Antenne bereits installiert ist, aber der Nahbereich nicht gesperrt wurde, sollten Sie beim Bauamt eine Nachprüfung beantragen. Insbesondere wenn die Antenne auf einer Dachfläche steht, die als Gemeinschaftsbereich genutzt wird, muss sichergestellt werden, dass Menschen dort nicht gefährlich hohen Strahlungswerten ausgesetzt sind. Wenn nötig, fordern Sie Zugangsbeschränkungen mit Warnschildern ein.

Melden Sie bestehende Gefahren: Sollten Sie feststellen, dass Antennen auf einem Flachdach installiert wurden und dort keine Schutzmaßnahmen getroffen wurden, sollten Sie dies den zuständigen Behörden mitteilen. Auch wenn eine Antenne bereits genehmigt wurde, können Behörden eingreifen, wenn sich herausstellt, dass die Strahlung für Menschen gefährlich ist. Es gibt in der Schweiz klare Vorschriften, die eine Überprüfung der Strahlenbelastung verlangen – auch nach der Installation.

Organisieren Sie sich: Wenn Sie in einem Wohnhaus mit einer solchen Antenne leben, sprechen Sie mit Ihren Nachbarn. Je mehr Menschen sich über die potenziellen Gefahren bewusst sind, desto eher können Sie gemeinsam Maßnahmen einfordern. Vielleicht können Sie sogar eine Interessengemeinschaft bilden, um den Betreiber der Antenne oder die Behörden dazu zu bringen, den Schutz der Anwohner sicherzustellen.

Fazit: Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist!

Die Installation von Mobilfunkantennen wird betrieben, doch dabei dürfen die gesundheitlichen Risiken für Menschen nicht ignoriert werden. Die bestehenden Berechnungsmethoden in der Schweiz und vielen anderen Ländern vernachlässigen die Gefahren, die durch die Strahlung im Nahfeld einer Antenne entstehen können.

Wenn eine Antenne auf einem Flachdach installiert wurde oder installiert werden soll, sollten Sie sicherstellen, dass der Schutz der Menschen in der Nähe gewährleistet ist. Fordern Sie Nachprüfungen und Schutzmaßnahmen ein, um sich und Ihre Familie zu schützen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Mobilfunkantennen sicher betrieben werden, ohne dass Menschen unnötig hohen Strahlungswerten ausgesetzt sind.

Handeln Sie jetzt und machen Sie andere darauf aufmerksam! Ihre Gesundheit könnte davon abhängen.